Die richtigen Krypto-Investmentvehikel für Vermögensverwalter
Original erschienen im Magazin “Das Investment” am 25.04.2019:
Die unbekannte und teilweise komplizierte Infrastruktur im Krypto-Markt stellt für Investoren oftmals ein Hindernis dar.
Florian Döhnert, Geschäftsführer der Berliner Beratungsgesellschaft F5 Crypto Capital, gibt einen Überblick, welche Investments derzeit möglich sind, ohne ein Direktinvestment in einzelne Kryptowährungen vornehmen zu müssen.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich professionelle Investoren wie Family Offices, Vermögensverwalter und Vermögende ausgiebig mit Investitionen in die Anlageklasse Kryptowährungen beschäftigen.
Die Euphorie für ein Investment in die innovativen Kryptowährungen ebbt jedoch schnell ab, denn die unbekannte und teilweise komplizierte Infrastruktur im Krypto-Bereich stellt für unerfahrene Investoren oftmals ein Hindernis dar.
Dieser Artikel gibt professionellen Anlegern einen Überblick, welche Investment-Möglichkeiten derzeit auf dem Krypto-Markt präsent sind, ohne ein problematisches Direktinvestment in einzelne Kryptowährungen vornehmen zu müssen.
Probleme beim Investieren
Es existieren vier zentrale Probleme, die ein Direktinvestment des “Smart Moneys” in Kryptowährungen erschweren.
Erstens, der Handel mit Kryptowährungen erfolgt mehrheitlich über unregulierte Börsenplätze. Hinzu kommt, dass die Einzahlungs- sowie Auszahlungsmethoden risikobehaftet sind, da sich die Partnerbanken der Krypto-Börsen häufig in weniger anerkannten Jurisdiktionen befinden.
Zweitens, nach dem Kauf der Kryptowährungen sollte man die Krypto-Tokens von der Börse auf ein selbstverwaltetes Wallet transferieren, denn nur so ist man der wahre Besitzer der Tokens. Das Senden, Empfangen sowie die eigentliche Verwahrung sind technisch anspruchsvolle Vorgänge.
Drittens, die Allokation des Vermögens in bestimmte Kryptowährungen und somit die Auswahl der passenden Tokens, ist eine komplexe Fragestellung. Es bieten sich Krypto-Assets, ICOs, STOs oder Equity von Krypto-Firmen an. Auch ist die Vermeidung von Betrugsschemen für unerfahrene Investoren ein zentrales Thema, selbst wenn es mittlerweile Hilfestellung wie Krypto-Blacklists im Netz gibt.
Viertens, die Richtlinien zahlreicher professioneller Investoren sind an bestimmte Anlagevehikel gebunden. Investitionen in Kryptowährungen gehören oftmals nicht zu den Statuten und werden somit per se als nicht investierbar abgestempelt.
Lösung 1: Blockchain Aktien
Zahlreiche professionelle Investoren wählen eines der traditionellsten Anlagevehikel aus, um ein unmittelbares Investment in die Blockchain-Technologie zu tätigen. Es handelt sich um den klassischen Aktienkauf.
Firmen, die direkt oder indirekt mit der Blockchain-Technologie hantieren, sind in drei Kategorien einzuordnen.
Erstens, existieren Firmen mit einer hohen Marktkapitalisierung, jene die Entwicklung oder Implementation der Blockchain-Technologie als Teil ihrer Ausrichtung ansehen und weitere profitable Geschäftssegemente aufweisen können. In diese Kategorie fallen börsengelistete Firmen wie IBM, SAP, Fujitsu und Oracle.
Zweitens, ist ein Investment in krypto-spezifische Dienstleister denkbar. Derartige Firmen profitieren von der Infrastruktur im Krypto-Bereich und deren Dienstleistungen erstrecken sich vor allem über Handelsaktivitäten, Verwahrungsservices und der Programmierung von Blockchain Applikationen. Passende Beispiele können hier die Bitcoin Group AG oder die Advanced Blockchain AG aufgeführt werden.
Drittens, komplettieren Blockchain-Hardware-Firmen das Angebot an verfügbaren Investmentmöglichkeiten im Aktienbereich. Zur Schaffung von neuen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum wird spezielle Mining-Hardware weltweit benötigt. Die Nachfrage an Mining-Geräten wie Grafikkarten oder spezielle ASIC-Miner ist sehr hoch und korreliert mit den Preisanstiegen der Kryptowährungen. Bekannte Firmen wie NVIDIA oder AMD profitieren maßgeblich vom Absatz derartiger Hardware.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Blockchain-Aktien einen geeigneten Einstieg für konservative Investoren darstellen. Nichtsdestotrotz ist die Abbildung der Entwicklung des Blockchain- und Kryptowährungs-Marktes nur sehr indirekt und beschränkt.
Lösung 2: Strukturierte Krypto-Produkte
Eine starke Entwicklung durchläuft aktuell der Markt für strukturierte Krypto-Anlageprodukte in Deutschland und Europa. Gerade die rechtliche Sicherheit und die direkte Abbildung der Anlageklasse Kryptowährungen sprechen für diese Art von Finanzvehikel.
Oftmals bilden die Produkte spezifische Kryptowährungen wie Bitcoin oder einen Korb verschiedener Kryptowährungen ab. Es handelt sich vielfach um passive Investmentstrategie bei denen kein Fondsmanager agiert.
Eine Kategorisierung folgt hier in vier Untergruppen: Zertifikate, Exchange-Traded-Products (ETPs), Futures und Contracts-For-Difference (CFDs).
Je nach Ausgestaltung können Krypto-Zertifikate öffentlich gehandelt werden oder lediglich mit einem gewissen Partner in Form einer Privatplatzierung. Die grundlegende Strategie kann passiv sowie aktiv sein. Aktuelle Krypto-Zertifikate bilden den Markt 1:1 physisch ab, gerade auch vor dem Hintergrund dass eine synthetische Abbildung derzeit kaum möglich ist.
Es ist zu beachten, dass alle Zertifikate einem Emittentenrisiko unterliegen. Das Zertifikat-Vermögen ist Teil der Unternehmensbilanz und nicht in einem separierten Vermögen aufgeteilt. Ein seriöser Emittent kann diesen Effekt mitigieren.
Bei der Schweizer Vontobel Bank sind verschiedene Krypto-Zertifikate öffentlich erwerb- und handelbar. Vontobel bietet ein Zertifikat auf den Bitcoin an sowie jeweils eine weitere Long und Short Mini Variante. Ebenso offeriert die Schweizer Bank ein Zertifikat auf mehrere Blockchain-Unternehmen.
Über die Liechtensteiner Bank Frick lässt sich ebenso ein Krypto-Zertifikat für professionelle Investoren erwerben. Die Strategie des Zertifikates beruht auf dem F5 Crypto Index, der 12 Kryptowährungen in einem Basket zusammenfasst. Es handelt sich bei diesem Produkt um eine Privatplatzierung und kann als Vorstufe zu einem diversifizierten Krypto-ETF angesehen werden.
Eine weitere interessante Kategorie im Krypto-Bereich sind Exchange Traded Products (ETPs). Gerade die Hoffnungen auf einen Bitcoin oder Ethereum Exchange Traded Fund (ETF) schüren regelmäßig und seit über zwei Jahren Preisrallyes an der Krypto-Märkten. Derzeit existiert kein Krypto-ETF, jedoch befinden sich von den Firmen Bitwise/NYSE Arca sowie VanEck/SolidX zwei laufende Anträge bei der Amerikanischen Finanzaufsicht SEC.
Ein Krypto-ETF besitzt einen fast identischen Aufbau wie ein Krypto-Zertifikat, nur mit dem maßgeblichen Vorteil, dass es kein Emittentenrisiko gibt. Das ETF-Vermögen ist stets vom Emittenten separiert. Ein ETF ist passiv und börsengelistet. Aktuell bietet Invesco einen Blockchain-ETF auf verschiedene Aktien im Blockchain-Bereich an.
Eine abgeschwächte Form des ETFs ist der ETN (Exchange Traded Note). Auch hier ist der zentrale Punkt die Haftung, denn es gibt wie beim Zertifikat keine Separierung des ETN Vermögens mit dem Unternehmensvermögen. ETNs können sogar von kleineren Firmen emittiert werden und sind somit oftmals risikobehafteter, als Zertifikate von Banken. ETNs werden nicht aktiv verwaltet und unterliegen einem Index oder einer direkten Preiskopplung.
Über die Züricher SIX ist der Amun ETN handelbar, welcher Bitcoin, Ethereum, Ripple und Litecoin derzeit im Basket hält. An der Stockholmer Nasdaq ist über die Firma XBT Provider ein Bitcoin als auch ein Ethereum ETN erwerbbar. Die Produkte von XBT umfassen derzeit ein Volumen von knapp 300 Mio. US-Dollar und stellen somit das volumenstärkste, strukturierte Krypto-Produkt dar.
Bis vor kurzem herrschte ein Wettstreit zwischen der amerikanischen CBOE (Chicago Board Options Exchange) und der CME (Chicago Mercantile Exchange) über die Vorherrschaft im Bitcoin Future Segment an. Diesen Wettstreit hat die CME für sich entschieden, sodass die CBOE den Service nun eingestellt hat. Die Futures werden synthetisch abgebildet und kaufen somit keine Bitcoins im Hintergrund zur Deckung. Es existiert eine zeitliche Begrenzung, weshalb sie lediglich für einen kürzeren Investmenthorizont interessant sind. Für professionelle Anleger, die einen mittel- bis langfristigen Anlagezeitraum avisieren, ist jenes Finanzvehikel weniger interessant.
Die letzte Kategorie im strukturierten Krypto-Produkte Bereich sind CFDs(Contracts-For-Difference). Sie bilden zumeist die Entwicklung von Kryptowährungen ab, wobei ebenso Hebelpositionen im Short oder Long Bereich aufgebaut werden können. Die Papiere sind flexibler als Futures in puncto Laufzeit, jedoch fallen tägliche Finanzierungskosten in Form von Zinsen an, die bei einer längeren Haltedauer durchaus ins Gewicht fallen können. Aus diesem Grund ist auch dieses strukturierte Finanzinstrument, wie Futures, eher uninteressant für professionelle Anleger.
Lösung 3: Krypto-Fonds
Im Gegensatz zu den strukturierten Krypto-Produkten bieten Krypto-Fonds ein aktives Management im ineffizienten Krypto-Markt an. Eine Unterscheidung kann hier in semi-regulierte Fonds und regulierte Fonds vorgenommen werden.
Zahlreiche semi-regulierte Krypto-Fonds, vor allem Hedge Fonds, befinden sich auf dem Cayman Islands, Gibraltar, Malta sowie weiteren offshore Ländern. Die flexible Gesetzgebung ermöglicht Geschäftsmodelle, die nicht nur auf das Halten von Kryptowährungen ausgerichtet sind, sondern ebenso auf verschiedenste Handelsstrategien wie Arbitrage-, News- und Directional-Trading. Vor allem aus Reputations- und Steuergründen wird ein Investment von professionellen Anlegern aus dem europäischen Raum in derartige offshore Vehikel vermieden.
Eine Zukunft im Krypto-Fonds Markt stellen Blockchain Fonds dar, bei denen der Handel über dezentralisierte Börsenplätze (DEX) erfolgt und die Verwahrung direkt in der Blockchain über Smart Contracts abgewickelt wird. An dieser Stelle ist die noch recht junge und innovative Lösung von Melonport aus der Schweiz erwähnenswert, bei der ein Fondsmanager die Strategie vorgibt und die restlichen Prozessen völlig automatisiert, dezentralisiert und sicher auf der Blockchain ablaufen. Auch wenn die Infrastruktur für derartige Fondsmodelle bereits steht, so ist die rechtliche Aufsetzung eines Fonds auf Melonport noch problematisch.
Der regulierte Krypto-Fonds Bereich ist für professionelle, europäische Investoren noch übersichtlich, jedoch werden zunehmend seriöse Produkte auf dem Markt angeboten.
Zum einen bietet es sich an über Venture Capital (VC) Firmen in den Blockchain-Sektor zu investieren. Es existieren zahlreiche VCs, die etablierte Kryptowährungen, Blockchain-Aktien, Equity an Blockchain-Firmen sowie ICOs/STOs in ihrem Portfolio aufweisen. Etablierte Player in Deutschland sind beispielsweise FinLab, Innogy Innovation Hub oder Finleap und viele weitere VCs treten aktuell in den Markt ein.
Zum anderen existiert eine Handvoll Alternativer Investment Funds (AIFs) in Europa. Derartige Fonds sind im Gegensatz zu den VCs hochspezialisiert auf den Krypto-Sektor und für ein aktives Krypto-Investment eine durchaus attraktive Wahl. Die Gebührenstrukturen verhalten sich bei den meisten Fonds auf einem ähnlichen Niveau mit eine Managementgebühr von 2–3% p.a. und einer Performance Gebühr von 15–30%.
In Deutschland hat Blockwall im letzten Jahr für Aufmerksam gesorgt, indem sie sich selbst als den ersten nach BaFin lizenzierten Krypto-Fonds titulierten. In diesem Zusammenhang ist anzubringen, dass lediglich eine AIFM Lizenz gemäß § 2 IV KAGB verwendet worden ist, welche in Deutschland nicht allzu schwer zu erlangen ist und keine Vollerlaubnis gemäß §§ 20, 22 KAGB darstellt.
Das krypto-freundliche Liechtenstein, vor allem unter der Obhut der Bank Frick, hat ebenso mit Postera und Incrementum weitere Krypto-Fonds hervorgebracht. Dass Liechtenstein nur Teil des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) ist spielt eine untergeordnete Rolle, da die EU-Passporting Rechte gelten, wodurch grenzüberschreitende Investments und Services problemlos möglich sind.
Auch die Schweizer Eidgenossen, allem voran die Crypto Finance AG, wollen im regulierten Krypto-Fonds Bereich eine zentrale Rolle spielen. In Kooperation mit Liechtenstein wurden auch hier kürzlich die ersten Krypto-Fonds auf den Markt gebracht und stehen nun für Investitionen von qualifizierten Investoren bereit.
Zu guter Letzt ist Malta aufzuführen, welches sich durch eine krypto-freundliche Gesetzgebung als Blockchain-Hub in Bezug auf STOs, ICOs, Börsen und neuerdings auch Fonds in Europa positionieren will. Als Beispiel kann hier Kintaro Kapital aufgeführt werden, die einen der ersten Private Investments Funds auf Malta Anfang 2019 lanciert haben.
Für wen die Auswahl an semi-regulierten und regulierten Krypto-Fonds zu komplex erscheint, der kann in ein weiteres Geschäftsmodell investieren, in die sogenannten Fund-of-Funds. Jene Fonds wählen entsprechend ihrer Richtlinien die passendsten semi-regulierten und regulierten Krypto-Fonds aus und bündeln diese in ein Investmentvehikel, sodass der professionelle Anleger gleichzeitig in diverse Fondsstrategie anlegt. Die Gebührenstruktur der Fund-of-Funds ist höher, als jene eines durchschnittlichen Krypto-Fonds. Als Beispiel für ein derartiges Investmentvehikel können L1 Digital aus der Schweiz oder Cambrial Capital aus Deutschland angeführt werden.
Zusammenfassung
Professionelle Investoren beschäftigen sich ausgiebig mit dem Thema Blockchain und Kryptowährungen. Nichtsdestotrotz ist die Investitionsbereitschaft in die neue Anlageklasse noch zurückhaltend.
Die Gründe für die Tatenlosigkeit liegen vor allem darin begründet, dass der Umgang mit dem Handel, der Verwahrung, der Allokation sowie dem Investmentvehikel Kryptowährung sich als problematisch herausstellt. Um diese Herausforderungen zu lösen gibt es bereits für professionelle Anleger in Europa einige Alternativen.
Die Auswahl erstreckt sich von Blockchain-Aktien über strukturierte Krypto-Produkte bis hin zu Krypto-Fonds. Letztendlich ist es eine Frage, ob man ein aktives oder passives Management seines Krypto-Vermögens wünscht und inwiefern man Emittentenrisiken und die Gebührenstruktur gewichtet.
Es bleibt festzuhalten, dass es jetzt schon attraktive und rechtlich sichere Investmentvehikel im europäischen Krypto-Markt präsent sind, die Investoren zur Portfoliodiversifikation heranziehen können.
Es bleibt festzuhalten, dass es bereits viele attraktive und rechtlich sichere Krypto-Investmentvehikel im europäischen Raum gibt. Professionelle Investoren erkennen den Vorteil der Portfoliodiversifikation durch Kryptowährungen und schlagen nun vermehrt zu, um den Trend Blockchain nicht zu verpassen.
Über den Autor
Florian Döhnert ist Krypto-Experte, Speaker und Managing Partner der F5 Crypto Capital GmbH aus Berlin. Die F5 Crypto Capital GmbH ist eine Krypto-Beratung für professionelle Investoren wie Family Offices, HNWI, Vermögensverwalter und Banken.
Eines der bekanntesten Projekte der F5 Crypto Capital ist der wissenschaftliche “F5 Crypto Index”, der in Zusammenarbeit mit Professor Elendner der Humboldt-Universität zu Berlin entwickelt worden ist und den Krypto-Markt über einen langen Zeitraum outperformed. Die Index-basierte Anlagestrategie für digitale Assets bildet den Markt in der Breite ab und bedient sich einem für Kryptowährungen relevanten Momentumfaktor. Die Strategie des F5 Crypto Indexes ist in Form eines Krypto-Index-Zertifikates für professionelle Investoren erwerbbar. Die Bank Frick aus Liechtenstein fungiert als Emittentin des Krypto-Zertifikates.
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