Sie haben JavaScript deaktiviert. Bitte aktivieren Sie JavaScript, um diese Website nutzen zu können.
Investor Login

Regenerative Finance (ReFi) will Systeme und Geschäftsmodelle entwickeln, die nicht nur Profite maximieren, sondern auch ökologische und soziale Faktoren berücksichtigen, um somit systemische Probleme zu bekämpfen. Ein längst überfälliger Paradigmenwechsel oder mehr Schein als Sein?

Was ist Regenerative Finance?

In den vergangen Monaten steht ein bisher wenig beachtetes Thema vermehrt im Diskurs: Regenerative Finance, kurz ReFi. Eine noch vergleichsweise junge Bewegung, welche eine Vielzahl von verschiedenen Interessengruppen beherbergt. ReFi nimmt ihren Ursprung in einem 2015 veröffentlichten Report von John Fullerton und dem Capital Institute, der die Prinzipien regenerativen Wirtschaftens beschreibt. Regenerative Finance ist darauf ausgelegt, langfristigen Mehrwert für die Allgemeinheit zu schaffen.

Vogelperspektive eines Wald und eines Sees mit einer weißen Überschrift
Abbildung 1: Symbolbild Regenerative Finance. Unsplash

Ein regeneratives Finanzsystem nutzt Vermögenswerte und Renditen als Mittel, um umweltfreundliche Technologien sowie Projekte und Handlungsweisen zur gesellschaftlichen Inklusion zu fördern. Während das moderne Finanzwesen Nachhaltigkeit oft für kurzfristige Profite opfert, ist Regenerative Finance eine Gegenbewegung.

Projekte des regenerativen Finanzsystems sollen Vorteile für alle Beteiligten schaffen. So werden Investoren mit grüner, gewissensreiner Rendite belohnt, wenn sie ihr persönliches Vermögen für einen regenerativen Zweck einsetzen. Zusätzlich fördert die regenerative Zielsetzung den Lebensstandard von Individuen auf der anderen Seite der Gleichung. Natürlich gibt es hierbei Einschränkungen. So haben Kapitalanleger mit Opportunitätskosten zu rechnen, da in ReFi Renditen nicht an erster Stelle stehen. Dies ist vermutlich auch der Grund, weswegen Individuen des traditionellen Finanzsystems nur selten Gefallen an ReFi finden. Dem entgegen stehen jedoch „Impact Investoren“, welche ihre finanziellen Mittel mit der Absicht, positive gesellschaftliche Wirkung zu erzielen, bewusst einsetzen. Frei nach dem Motto: Der Ertrag eines Investments ist mehr als die Summe der ausgeschütteten Renditen.

Die Bewertung eines ReFi-Investments erweist sich als schwierig. Hierfür müssen quantitativ messbare Leistungskennzahlen mit qualitativ bewertbaren Auswirkungen der regenerativen Bestrebung vereint werden.

Künstlerische Darstellung kapitalistischer Gier
Abbildung 2: Symbolbild kapitalistische Gier. Unsplash

Eine mögliche quantitative Beurteilung der regenerativen Bestrebungen eines Projekts kann die Metrik des CO2-Ausgleichs je investiertem Euro sein. Jedoch können Investoren die regenerative Bestrebung auch nach subjektiv bewerteter Effizienz bzw. Notwendigkeit der Maßnahme beurteilen. So kann für einen Investor die Reduktion von Plastik in den Weltmeeren subjektiv wichtiger sein als der Ausgleich von CO2 durch Zertifikate.

Die entscheidende Frage ist: Kann diese Art von System funktionieren, oder ist es nichts weiter als grünes Wunschdenken? Um dies zu beantworten, müssen aktuelle ReFi-Konzepte evaluiert werden. Ein Beispiel für ein Krypto-Projekt, welches in das Themengebiet Regenerative Finance vorstößt, ist Celo.

Celo: Vorreiter von Regenerative Finance?

Celo Logo.
Abbildung 3: Celo Logo. Celo

Celo ist ein Proof-of-Stake Ethereum-Fork. Das Krypto-Projekt ist ein Pionier der ReFi-Bewegung und arbeitet schon seit über 5 Jahren an deren Aufbau und Umsetzung. So werden neue ReFi-Konzepte von Celo entwickelt und integriert. Auch das Thema ReFi wird von Celo auf verschiedenen hauseigenen Konferenzen besprochen und der breiten Masse zugänglich gemacht. Der F5 Crypto Fonds ist in Celo investiert.

Celo bezeichnet sich selber als kohlenstoffnegativ, da alle durch das Betreiben der Blockchain entstehenden CO2-Emissionen in Kooperation mit dem Projekt Wren kompensiert werden. Celo bietet außerdem neben dem einfachen Onboarding neuer Kryptonutzer auch unkomplizierte mobile Zahlungen sowie verschiedene besicherte, algorithmische Stablecoins an.

Die Mission von Celo ist nobel. Celo will Produkte anbieten, die die Voraussetzung für den Wohlstand aller schaffen. Um diese Zielsetzung zu erreichen, integriert Celo auch Konzepte eines regenerativen Finanzsystems.

Die Celo-Stablecoins

Logo der Celo Stable Coins
Abbildung 4: Celo-Stablecoins. Celo

Regnerative Finanzkonzepte zeigen sich bei Celo in der Besicherung der dezentralen Celo-Stablecoins (cUSD, cEUR, cREAL). Die Celo-Reserve soll sich neben einem Korb von Kryptowährungen auch aus Token, die ökologisches Kapital widerspiegeln, zusammensetzen. Token des ökologischen Kapitals sind z. B. kohlenstoffsequestrierende Vermögenswerte.

In der Celo-Community hat sich eine Bewegung mit dem Namen Climate Collective entwickelt, deren Ziel ist es, den Klimawandel unter anderem durch die Tokenisierung des Regenwalds zu verlangsamen. Dabei sollen Gebiete im Regenwald erworben, aufgeforstet und vor illegaler Abholzung geschützt werden. Der Schutz vor Raubbau durch den Besitz dieser Gebiete wird durch einen Token abgebildet.

Zusätzlich hat die dezentrale Verwaltung von Celo bereits beschlossen, 0,5% der Celo-Reserve in MCO2 Carbon Credit Token zu halten. Ein MCO2-Token spiegelt eine freiwillige Einsparung von einer Tonne CO2 innerhalb eines Jahres wider.

Die Reserve der Celo-Stablecoins schafft somit einen Mechanismus, der die Nachfrage nach Stablecoins mit jener nach ökologischem Kapital verbindet. Denn für jeden neu ausgegebenen Celo-Stablecoin muss ein Gegenwert in der Celo-Reserve stehen. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass mit jedem neu ausgegebenen Celo-Stablecoin mehr MCO2 und in Zukunft auch mehr tokenisierter Regenwald nachgefragt und geschützt wird.

Plastiks.io, ein NFT Projekt für recyceltes Plastik

Plastiks ist ein Celo-NFT-Marktplatz. Hier werden NFTs angeboten, die mit Belegen von recyceltem Plastik durch weltweite Verwertungsprojekte verknüpft sind. Nach aktuellen Schätzungen der Vereinten Nationen werden pro Jahr etwa 300 Mio. Tonnen Plastikmüll produziert, wovon etwa 11 Mio. Tonnen letzten Endes im Ozean landen. Hält dieser Trend an, könnte in den weltweiten Ozeanen im Jahr 2050 mehr Plastik als Fische schwimmen.

Um dem entgegenzuwirken, könnte unter anderem das Recyclen von Plastik gefördert und somit für Organisationen attraktiver gemacht werden. Denn das Haupthindernis beim Recyclen von Plastik ist die geringe ökonomische Rentabilität des Recyclens. Genau hier setzt das ReFi-Projekt Plastiks.io an. Dieses ermöglicht den Verwertern von Plastik, sekundäre Einnahmequellen durch den Verkauf von NFTs zu erschließen. Andererseits können umweltbewusste Firmen und Individuen durch den Kauf dieser NFTs ihre Unterstützung im Kampf gegen Verschmutzung belegen.

Screenshot einer Webseite
Abbildung 5: Screenshot Plastiks.io. Plastiks

Regenerative Finance: Rettung für Krypto und unsere Umwelt oder alles nur ein Scam?

Wie bei allen noblen Ideen existiert auch bei ReFi eine Diskrepanz zwischen der Wunschvorstellung und der realen Umsetzung. Dabei zeigt sich die Hauptproblematik von ReFi in der Abbildung und Verifizierung von Aktivitäten aus der realen Welt im digitalen Raum. Die garantierte Einhaltung und Umsetzung der Versprechen durch die ReFi-Projekte ist von vitaler Bedeutung.

Dazu ist Transparenz und Überprüfbarkeit zwingend notwendig. Mit der heutigen Technik und zukünftigen Innovationen sollte die Verifizierung der Existenz unberührter Flächen im Regenwald, die als digitale Token gehandelt werden, tatsächlich möglich sein.

So können Drohnen Gebiete im Regenwald regelmäßig überfliegen, um mit Aufnahmen zu belegen, dass keine Abholzung stattgefunden hat. Dezentrale Verwaltungsstrukturen könnten genutzt werden, um transparent Entscheidungen in Organisationen zu treffen und um Gelder zu verwahren und einzusetzen.

Es ist sicherlich nicht leicht, effektive, transparente und regenerative Finanzkonzepte so umzusetzen, dass diese nicht von einzelnen Akteuren ausnutzbar sind. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die ersten Schlagzeilen zum Thema ReFi höchst skeptisch darlegen, warum das Konzept ReFi niemals funktionieren kann. Aber mit derselben Denkweise trat man vor einigen Jahren noch Kryptowährungen gegenüber.

ReFi als Umbruch für den sozialen Status von Kryptowährungen?

Das Streben, mit finanziellen Anreizen regenerative finanzielle Systeme zu fördern, steht im Einklang mit den gesellschaftlichen und sozialen Entwicklungen der letzten Jahre. Die Erhaltung unseres Ökosystems ist bei vielen Individuen zu einer Priorität geworden. So hat die Umweltbewusstseinsstudie 2020 ergeben, dass rund 2/3 der Deutschen Umwelt- und Naturschutz als eines der wichtigen Themen klassifizieren. Auch auf politischer Ebene ist dieser Trend deutlich zu erkennen.

Im Gegensatz dazu steht die gegenwärtige Portraitierung von Kryptowährungen als „energieverschwenderisch, umweltbelastend und keinen Mehrwert bringend“. Krypto-Projekte, die in das Themengebiet Regenerative Finance vorstoßen, stehen im direkten Kontrast zu diesen Meinungen.

Sollten sich regenerative Finanzkonzepte etablieren und zu einem elementaren Aspekt von Krypto-Investitionen entwickeln, könnte dies die gesellschaftlich Haltung zu Kryptowährungen positiv beeinflussen. Des Weiteren könnte das Argument, Investitionen in oder Nutzung von ReFi-Projekten schaffen einen Beitrag zur Verbesserung der allgemeinen Lebensumstände, einen potenziell stark wachsenden Markt an Impact-Investoren erschließen.

Auch wenn ESG-konforme Investitionen von einzelnen Investoren derzeit noch belächelt werden, da an den Märkten „nur die Rendite zählt“, ist zu erwarten, dass sich diese Einstellung mit den kommenden Generationen an bewussten Investoren ändern wird.

Fazit

Obwohl es bis jetzt nur wenige ReFi-Projekte gibt und große Skepsis gegenüber dem Thema herrscht, ist Regenerative Finance ein längst überfälliger Schritt in Richtung nachhaltige Finanzsysteme. Die Umwelt, unsere Gesellschaft sowie Kryptowährungen im Allgemeinen können enorm von regenerativen Ansätzen profitieren.

Jetzt liegt es an den Projekten, funktionierende ReFi-Konzepte zu entwickeln und zu implementieren. Der ReFi-Markt fängt gerade erst an zu brummen, und wer wirklich an kommende Generationen denkt, wird bei der ReFi-Bewegung dabei sein.