Die 6 wichtigsten Kriterien für Krypto-Fundamentalanalysen
Eine Investition soll durch die langfristige Anlage von Kapital eine attraktive Rendite erzielen. Das richtige Vorgehen unterscheidet den Amateur vom professionellen Investor, was sich auch an der langfristigen Rendite zeigt. Im Gegensatz zu kurzfristigen Handelsgeschäften kommt beim Investieren statt der technischen Analyse vor allem die fundamentale Analyse zur Geltung. So werden bei uns Anlageentscheidungen grundsätzlich aufgrund von fundamentalen Werttreibern getroffen.
Und auch Privatpersonen können sich an der Fundamentalanalyse im Kryptomarkt orientieren. Wer einen Kryptowert längerfristig halten möchte, sollte 6 Kriterien beachten.
1. Kriterium Krypto-Fundamentalanalyse: Reale Anwendung des Tokens
Die meisten Token im Kryptomarkt sind reine Spekulationsobjekte. Sie dienen der initialen Finanzierung eines Projektes und leider zu oft auch der Bereicherung der Gründer, haben aber danach keinen praktischen Nutzen. Spekulation ist für längerfristige Investments kein ausreichender Werttreiber, denn der Zufluss an neuen Kryptowerten dieser Art versiegt nie. Stattdessen sollte darauf geachtet werden, dass der Kryptowert einen praktischen Mehrwert erbringt.
Äußerst positiv ist zu bewerten, wenn der Token zur Bezahlung von Gebühren innerhalb des Protokolls erforderlich ist, da dies zu einer organischen Nachfrage führt ‒ natürlich nur, sofern das Protokoll selbst ausreichend genutzt wird. Weiterhin ist die Möglichkeit, Token zu staken ein langfristig sinnvoller Werttreiber, weil dies erstens zu einer verstärkten Nachfrage nach dem Token führt und zweitens eine „Dividende“ für die Staker produziert.
2. Kriterium Krypto-Fundamentalanalyse: Initiale Allokationen
Zu Beginn fast jedes Kryptowerts sind private bzw. privilegierte Allokationen vorhanden, die signifikant unter dem Marktpreis veräußert wurden. Die Gründer des Projektes verkaufen günstig Token, um beispielsweise die anfängliche Finanzierung mit Venture Capital (VC) zu sichern. Zusätzlich kann das Projekt-Team sich selbst eine Allokation zuschreiben, um unter anderem zukünftige Gehälter zu bezahlen. Als grobe Faustregel sollten bei einem Kryptowert nie mehr als 50% der Gesamt-Tokenmenge in privilegierte Allokationen fließen. Idealerweise befinden sich weniger als 30% der Token in privilegierten Allokationen.
3. Kriterium Krypto-Fundamentalanalyse: Freigabefristen
Jedes Projekt, das privilegierte Allokationen aufweist, muss die Freigabe dieser Allokationen über einen längeren Zeitraum verteilen. Andernfalls könnten deren Besitzer ihre Token sofort auf dem freien Markt verkaufen und den Preis des Kryptowertes einbrechen lassen. Ein solides Projekt wird Freigabefristen von mindestens 3 Jahren aufweisen; idealerweise sollten die Fristen zwischen 4 und 6 Jahren liegen.
Freigabefristen bezeichnen in diesem Zusammenhang meist die lineare, monatliche Freigabe der Token im Verlauf der Frist. Zusätzlich ist die Präsenz von Sperrfristen vorteilhaft. Dabei wird die Allokation für eine bestimmte Zeit gesperrt, bevor die Freigabe beginnt. Vor allem die Team-Allokation sollte eine Sperrfrist von mindestens 12 bis 24 Monaten aufweisen, sodass der finanzielle Erfolg der Entwickler an den langfristigen Erfolg des Projektes gebunden bleibt.
4. Kriterium Krypto-Fundamentalanalyse: Resonanz in sozialen Medien
Web3-Projekte sind sozio-ökonomische Systeme. Ein Protokoll kann zu den technologischen Spitzenreitern gehören, doch ohne Benutzer wird es langfristig stagnieren und scheitern. In dem Sinne ist eine starke Präsenz in sozialen Medien für einen Kryptowert nicht nur wünschenswert, sondern eine der Schlüsselkomponenten für langfristigen Erfolg:
- Auf wie vielen sozialen Medien ist das Projekt vertreten?
- Wie viele Follower hat das Protokoll?
- Wie oft veröffentlicht es neue Inhalte?
- Werden die Inhalte kommentiert oder ignoriert?
Solche Fragen sollten vor einem Investment geklärt werden.
5. Kriterium Krypto-Fundamentalanalyse: Product-Market-Fit
Der Kryptomarkt leidet an chronischer Übersättigung. Im Gegensatz zum traditionellen Markt sind fast alle Technologien öffentlich einsehbar, sodass jede erfolgreiche Idee innerhalb kurzer Zeit dutzende Male kopiert wird. Die hohe Zahl der Leistungsanbieter liefert oft ein Angebot, das die reale Nachfrage nach den Leistungen übersteigt. Das erste Protokoll, das eine technologische Innovation auf den Markt bringt, ist nicht unbedingt das langfristig erfolgreiche. Es ist also wichtig, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Im Kontext des Kryptomarktes lässt sich Product-Markt-Fit unter anderem an folgenden Kennzahlen feststellen:
- Wie viele Transaktionen werden pro Tag verarbeitet?
- Wie viele Nutzer interagieren mit dem Protokoll täglich?
- Wie ist das Verhältnis zwischen der Marktkapitalisierung und dem Volumen gebundener Vermögenswerte im Protokoll (Total Value Locked)?
- Wie entwickeln sich diese Werte über die Zeit?
Für längerfristige Krypto-Anlagen ist die Feststellung, ob eine reale Nachfrage nach dem zugrunde liegenden Produkt besteht, essentiell.
6. Kriterium Krypto-Fundamentalanalyse: Timing
Wer auf einen Kryptowert über einen längeren Zeitraum bullish sein will, muss im gleichen Zeitraum auf den gesamten Kryptomarkt bullish sein, denn Kryptowerte waren bisher sehr stark korreliert. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich fortsetzen. Auf Tages- oder Wochenbasis betrachtet bewegt sich fast alles (außer Stablecoins) zur etwa gleichen Zeit in die gleiche Richtung, nur die Ausprägungen der Bewegungen unterscheiden sich von Token zu Token. Angesichts dessen und der auch im Kryptomarkt starken langfristigen Zyklen kann selbst das fundamental beste Projekt in Euro bepreist über Jahre verlieren, wenn ein Kryptowinter einbricht.
In vergangenen Bärenmärkten ist der Preis von Bitcoin um durchschnittlich 80% eingebrochen, der Preis von Ethereum um 90%, und den meisten anderen Kryptowerten erging es noch schlechter. In dem Sinne ist es voreilig rein auf Basis fundamentaler Analysen blind einzukaufen, ohne davor den Zustand des Gesamtmarktes einzuschätzen. Idealerweise wird in Bärenmärkten eingekauft und in Bullenmärkten verkauft, doch dies ist ein Kunststück.
Fazit: Langfristige Relevanz
Timing und langfristige Fundamentalanalyse scheinen im Widerspruch zu stehen, doch dies trifft nur oberflächlich zu. Bloß weil ein Protokoll einen Bärenmarkt übersteht, ist es nicht vorherbestimmt, hohe Renditen im Bullenmarkt abzuwerfen. Langfristig betrachtet ist das Potenzial eines Kryptowertes im Bullenmarkt eine Funktion der fundamentalen Werttreiber. Es hat also einen überzeugenden Product-Market-Fit und eine lautstarke Resonanz in den sozialen Medien, sein Token findet eine reale Anwendung und die initialen Allokationen sind gut verteilt mit angemessenen Freigabefristen. Die meisten Projekte leuchten kurz auf und versickern anschließend langsam in die Irrelevanz. Ein Hauptziel des F5 Crypto Fonds 1 ist, die Ausnahmen von dieser Regelmäßigkeit zu identifizieren. Dafür haben wir einen vielschichtigen Prozess der fundamentalen Analyse im Kryptomarkt nach modernen wissenschaftlichen Standards entwickelt. Wie der vielleicht berühmteste fundamentale Investor der Welt, Warren Buffett, zu sagen pflegt:
„Der Preis ist das, was Sie bezahlen. Der Wert ist das, was Sie bekommen.“
In diesem Sinne ist es unabdingbar, für längerfristige Anlagen im Kryptomarkt jene Protokolle zu wählen, die mehr sind als Vehikel der Bereicherung für Gründer und privilegierte Investoren. Andererseits macht es auch wenig Sinn, in Projekte zu investieren, die zwar fair und technologisch ausgefeilt sind, aber weder Bekanntheit noch Anwendung finden.
Mit guter Fundamentalanalyse können aber genau jene Investments identifiziert werden, die langfristig attraktive Renditen abwerfen!